Die
Familie Padelletti ist eine der ältesten Familien der Stadt
Montalcino. Obwohl sich die familienmitglieder im Laufe der Generationen
in unterschiedlichen Berufen betätigten, z.B. als ärzte,
Juristen, Richter, Universitätsprofessoren, und die meiste
Zeit des Jahres außerhalb Montalcinos lebten, war immer ein
Familienangehöriger in Montalcino und Kümmerte sich dort
um den Grundbesitz der Familie Padelletti. Im dreizehnten Jahrhundert,
während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem
Papst und den Sueden, stand die Familie Padelletti auf Seiten der
Staufer. Sie mußte als Folge davon nach Deutschland fliehen,
und sich dort unter den Schutz der Herrscher begeben. 1529 kehrte
ein Giovanni Padelletti nach Montalcino zurück, um sich an
der Verteidigung der freien Stads Montalcino gegen das Heer der
Medici und der spanischen Herrscher zu beteiligen. Da Giovanni Padelletti
Architekt war, wurde ihm die Verteidigung eines Teils der Stadmauer
und zweier Stadttore übertragen, die sich bis heute im Besitz
seiner Nachfahren befinden. Mit dem Sieg 1559 der Spanier und Medici
über die Franzosen, die mit Montalcino verbündet waren,
mußte sich die Stadt Montalcino auf Grund des Friedensvertrages
von Chateau Cambresi ergeben; das Eigentum der Familie Padelletti
wurde beschlagnahmt. Jedoch schon 1572 erscheint die Familie Padelletti
wieder als Besitzerin ihrer Ländereien, Weinberge und Olivenhaine
und bezahlt den Zehnten an das Hospital von Montalcino. Wie bereits
erwähnt, blieb ein Mitglied der Familie Padelletti immer in
Montalcino. Wie bereits erwähnt, blieb ein Mitglied der Familie
Padelletti immer in Montalcino und verwaltete dort die Ländereien
und sorgte sich speziell um die Weinkultur. Schon damals war Montalcino
für seinen Weisswein berühmt, Moscadelletto di Montalcino
genannt, und für seinen Vinsanto (Meßwein). Der Rotwein
war eine Mischung verschiedener Traubensorten-wie im Chianti üblich-aus
zeitlich unterschiedlich blühenden Reben, um das Risiko von
Spätfrösten und Hagelschlägen zu vermindern. Die
vorherrschende Rebe war der "Sangiovese", der sich im
Laufe der Jahrhunderte an den Boden und das Klima angepaßt
hatte und zu einem Begriff wurde. Aus ihm entstand die Rebe "Brunello".
Der Wein dieser exklusiven Traube hatte besonders charakteristische
Eigenschaften. Um ein Maximum an Bouquet und Geschmack zu erreichen,
muß der Brunello mehrere Jahre lagern. Nur dann erreicht er
auch die markante rotbraune Farbe, die ihm den Namen "Brunello"
gab. Dieser
Wein wurde nur in sehr kleinen Mengen hergestellt, wie der Vinsanto.
Dieses jedenfalls galt noch bis vor kurzem. Aus verschiedenen Gründen
wurde der Wein in Kastanienfässern gelagert, was ihm einen
besonders starken Tanningeschmack verlieh, weshalb er später
in Eichenfässer (die importiert wurden) umgefüllt wurde.
Im allgemeinen verwendete man kleine Fässer von 100-200 Litern.
Bis zur Vereinigung Italiens war der Transport sehr schwierig und
der Markt für den Brunello eingeschränkt. Als dann die
Eisenbahn entstand und die Beförderung durch Pferdegespanne
ablöste, wurde der Handel für die Winzer leichter. Einige
Besitzer von Weinbergen am Fuße des Hügels von Montalcino,
der für diesen edlen und ausdruchsstarken Wein besonders geeignet
ist (wie die Padellettis mit ihrem "Paradisi e Rigaccini",
die Anghirellis mit ihrem "Cigaleto", die Biondis mit
ihrer "Chiusa") erhöhten zwar die Produktion des
Brunello, wobei aber die Quan-Quantität stets limitiert blieb.
Zwei Generationen der Familien Padelletti wurden frühzeitig
dahingerafft. Piefrancesco Padelletti, einer der Truppenkommandanten
des Großherzogs von Lorena; Guido Padelletti, Professor an
der Universität Rom, der 1866 im Befreiungskampf garibaldis
verwundet wurde; Dino Padelletti, Professor der Universität
Neaples, starb an der Pest. Zurück blieb allein Domenico Padelletti,
Professor der Universitäten Siena und Pisa, der sich nach Montalcino
zurückzog, um dort den Besitz seines minderjährigen Neffen
Carlo Augusto Padelletti zu verwalten. Domenico Padelletti verbesserte
die Qualität des Weines, setzte neue Weinstöcke und gewann
auf vielen Ausstellungen Medallien für seine Weine und sein
Olivenöl. Carlo Augusto Padelletti, der zuerst Diplomat, dann
Richter, Rechtsanwalt und zuletzt Arzt war, übernahm als alleiniger
Erbe die Verwaltung des Famielienbesitzes. Er gründete in Montalcino
im Jahre 1900 ein Elektrizitätswerk, versorgte die Stadt mit
elektrischer ein Kino ein. Es sei erwähnt, daß er sich
als Waldenser eine protestantische Kirche in Montalcino baute -
die noch heute steht -, was ihm natürlich bei der katholischen
Oberschicht der Stadt keine besondere Sympathie einbrachte. Er errichtete
des weiteren ein Sägewerk, eine Getreide-und Oliven-mühle
und viele andere Industriebereiche, in denen die einheimischen Produkte
verwertet wurden. Eine Druckerei mit elektrisch betriebenen Maschinen
gehörte auch zu seinen Aktivitäten. Die von ihm eingeleitete
Elektrifizierung brachte viele neue Impulse für die Stadt Montalcino
und führte zu einer für damalige Verhältnisse ungeheuren
Expansion. Der heutige Wohlstand von Montalcino ist maßgeblich
auf die seinerzeit von Carlo Augusto Padelletti eingeleitete Entwicklung
zurückzuführen. Daneben kümmerte er sich aber auch
intensiv um die Modernisierung der Kellerräume, stellte die
Olivenölpressen auf elektrischen Betrieb um und widmete sich
intensiv der Weinkultur. In Genf gründete er einen Handekl
für die Weine aus Montalcino. Nachdem diese Aktivitäten
1925 einen solchen Umfang angenommen hatten, gründete er zusammen
mit Tancredi Biondi und anderen Grundbesitzern eine Genossenschaft
unter Leitung von Tancredi Biondi. Infolge Reblausbefalls der Weinstöcke
mußte diese Genossenschaft kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges
aufgegeben werden. Nach dem Krieg übernahm der Sohn von Carlo
Augusto Padelletti, Guido Filippo Padelletti, die Leitung des Besitzes
und begann wieder neue Reben - ausschließlich Brunello - zu
pflanzen. Nach dem Tode des Vaters und der Teilung der Güter
unter die Brüder, setzte Guido Padelletti die Kultivierung
der Weinberge von "Rigaccini" fort und produzierte eine
begrenzte Menge Brunello von höchster Qualität. Ansonsten
verkaufte er die Trauben an andere Produzenten von Brunello, weil
er auf Grund seiner freiberuf-lichen Tätigkeit längere
Zeit des Jahres im Ausland verbrachte. Auf Grund seines Alters hat
Guido Padelletti seine beruflichen Aktivitäten eingeschränkt,
um sich wieder weitgehend seinem Weinkeller zu widmen, aber immer
noch mit dem Ziel der Herstellung begrenzter Mengen einer hochwertigen
Brunello-Qualität. Die besten und ausgewählten T rauben
behält er die eigene Kellerei, den Rest, 9/10, verkauft er
weiter. Der Keller von Guido Padelletti befindet sich in der Via
Padelletti unter dem Haus in den alten Stadtmauern von Montalcino,
das die Familie seit vielen Jahrhunder-ten bewohnt. Heute produziert
Guido Padelletti pro Jahr ca. 5.000 Flaschen je nach Jahrgang. Ein
großer Teil davon ist abbgefüllt und altert in Flaschen.
Ein edler und traditionsreicher Brunello, der die Expansionspolitik
der letzten Jahre mit all ihren Folgen nicht mitgemacht hat, wartet
auf die Entdeckung durch echte Kenner, die eine solche Rarität
auch heute noch zu schätzen wissen.
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